Statt zu reisen, verwöhne ich meine Seele derzeit mit kulinarischen Reisen. Es gibt so viele Köstlichkeiten, die unseren Gaumen in ferne Länder entführen: Hummus und Tabulé, Ratatouille und natürlich die guten Weine aus sonnenverwöhnten Regionen. Die Vielfalt an beeindruckenden Rotweinen ist in den südeuropäischen Ländern, Kreta und Griechenland und Italien oder auch in Kalifornien einfach noch viel mehr gegeben und deshalb entführe ich Dich jetzt zu den Weinen aus Nordspanien.
Auf der Suche nach dem perfekten Rotwein für die winterlichen Schmorgerichte und die langen Abende am Kamin, habe ich mich schon durch die vielen Weinregionen der Welt probiert und nach Kalifornien stelle ich Dir heute Nordspanien vor. Danke an David Schwarzwälder, Dozent an der FH Geisenheim und Wein-Autor, für das gemeinesame Tasting. In Zusammenarbeit mit dem Instituto para la Competitividad Empresarial und der Presseagentur ffk präsentierte er virtuell verschiedene Rotweine aus hohen Lagen und dem Norden, aus der Region Castilla y Leon und dabei habe ich viel gelernt.
Mit 95.000 Quadratkilometern Fläche ist Castilla y Leon die größte autonome Region Spaniens und somit sogar größer als das angrenzende Portugal. Das Gebiet im Nordosten von Spanien setzt sich aus neun Provinzen zusammen, die Region ist sehr fruchtbar, vielfältig und viele Köstlichkeiten stammen von dort. Die abwechslungsreiche Berglandschaften eignen sich hervorragend für den Weinanbau und die Vielfalt zeigt sich in den vielen Weiß-, Rosé- und Weißweinen.
Schon einmal von der Region D.O. Tierra de Leon, D.O.P. Valtiendas und D.O. Bierzo gehört? Es gibt auch Hochlandweine, dazu zählen Weine von Rebflächen, die über 800 m über dem Meeresspiegel liegen. Die Auswahl an Top-Produzenten ist beeindruckend, und zwar nicht nur von den Anrainern des Duero, also D.O. Ribera del Duero, sondern auch D.O.P. Sierra de Salamanca.
Rotweine aus dem Norden Spaniens
Nun habe ich also einen neuen Lieblingswein gefunden, wenn es denn mal ein Roter sein soll und der ist sogar ein Biowein:
Vinas del Cambrico Villanueva
vom Weingut Vinas del Cambrico S.L, Fernando Mallo ist ein wunderbarer Bio-Wein aus der Rufete Traube. Die Reben wachsen auf Terrassen-Hängen, zwischendurch wachsen Korkeichen, Büsche und die Iberico Schweine hüpfen umher – ein Paradies. Eigentlich sind es keine Rebenhänge, sondern Wein-Gärten. Die Gärten liegen in einer weitestgehend unberührten Landschaft auf vielen kleinen Parzellen. Die Reben sind eher Buschreben und die ältesten sind über 100 Jahre alt, wachsen auf Schiefer- Granit- und Kalkböden. Die Hängen sind in Terrassen angelegt, unterstützt durch alte Trockensteinmauern und somit ist Handlese angesagt.
Auch sonst werden die Trauben ganz behutsam behandelt und die Trauben ausschließlich mit Schwerkraft vinifiziert und es wird auf jegliche Stabilisierung oder Filtration verzichtet. Und ich weiß auch schon, wer mir diesen besonderen liefern wird, nämlich die Sommelerie in Düsseldorf. Toll, wen man bei einem virtuellen Bummel so alles trifft und kennenlernt. Notiz für nach Corona: Die Weinregion rund 200 Kilometer westlich von Madrid werde ich mir einmal genauer anschauen.
Godelia Seleccion Mencia aus der Region Bierzo (www.godelia.es). Winemaker Olga macht ebenfalls einen prima Wein und ich denke mir mal wieder, siehe da, WEINweiblich geht auch im Norden Spaniens.
Der Rotwein von Dominio Basconcillos mit Name Finca de Altura wächst auf 980 m ü.M. und ist ein bisschen der geheime Star der Region. Der dunkle Rote aus der Rebsorte Tempranillo ist tiefdunkel und mit einer Restsüße von nur 0,35g/l ist schon sehr beachtlich.
Vinas del Lago vom Weingut Bodegas Marta Maté wurde aus einer für Spanien sehr traditionellen Rebsorten Mischung gemacht, nämlich hauptsächlich Tempranillo, mit 7% Garancha und 5% weißen Trauben der Sorte Albillo. Die Reben für diesen Wein sind über 100 Jahre alt und werden von Hand bearbeitet und natürlich auch von Hand gelesen. Auch hier hat der Wein die Auszeichnung Bio und ist sehr besonders, das sieht man schon dem Etikett an.
Das Weingut Sara Rivera macht ebenfalls sehr dunkle Weine aus der Rebsorte Tempranillo, die fast schon ölig sind. Gefolgt vom Wein Oro de Castilla Crianza vom Weingut Bodega Hermans del Villar, wo auch wie im vorigen Weingut eine Frau, nämlich Teresa, für die Weine verantwortlich ist und auch Sophie vom Weingut Bodegas Y Vinedos Gallego Zapatero überrascht mit ihrem dunklen Roten Yotuel Finca Valdepalacios mit 14,5% aus 2015, einem Wein, der auch eine Zeit in einem zylindrischen Beton-Tank lagert. Spannend, was die Spanier so machen.
In der Reihe der Tempranillo Weine haben wir dann noch Targum, einem extrem dunklen Rotwein, der in Holz ausgebaut wird, also ein klassischer Spanier, wie er gerne zu Schokolade gegessen wird. Die Reben sind über 120 Jahre alt, also haben sogar die Reblaus-Plage von hundert Jahren überstanden.
Weine aus der Region des Jakobsweg
Oft denken wir nur an Rioja, wenn es um Rotweine aus Spanien geht. Doch der Norden Spaniens, die Region, durch die auch der Jakobsweg verläuft, ist mehr als nur eine Randnotiz. David Schwarzwälder zeigt uns einige Weine aus den kastillisch-leonesischen Peripherie-Gebieten
Diez Mil Y Pico Verdeja. Ein Autodidakt macht Wein aus der Rebsorte Verdejo und sie ist wunderbar. Der Wein hat eine Restsüße von 0,7 g/l und besonders finde ich, dass keine Eingriffe vorgenommen wurden, sondern der Wein einfach ausreifen durfte. Klasse!
Tenoira Menica vom Weingut Tenoira Gayoso, S.A.T. ist dafür fruchtiger und wirkt frisch und jung. Genau das Richtige, wenn man als Pilger auf dem Jakobsweg mal ins Zweifeln kommt. Die Frische wirkt aber auch zuhause und wir alle fanden den Wein wirklich bezaubernd.
Doch es geht noch besser und wer es tiefdunkel mag, ohne heftiges Holz, der trinkt bestimmt bei diesem gerne mit – einer meiner Favoriten:
Gran Bierzo El Culebral vom Weingut Vinas Del Bierzo Sdad. Coop. ist aus 80% Mencia und 20 % Palomino und durfte ohne Holz reifen. Dafür hat der Wein eine interessante Mineralik, die möglichweise von den Beton-Tanks kommt, in die der Traubensaft eine zeitlang gelagert wurde. Wir haben den Wein zum Hirschgulasch am Abend kredenzt und alle waren begeistert. Die Region Bierzo muss ich mir merken!Und das schreibt das Weingut auf’s Etikett:
GRAN BIERZO – El Culebral (Red) 2018 DO: Bierzo Clime: Continental with Atlantic influence Variedad: 80% Mencía + 20% Palomino Vine: Magaz de Arriba / trellis system Vine age: 30 years Soil: caliza, calcareo Harvest: Mechanic Vinification: Concrete vat with indigenous yeast. Spontaneous alcoholic fermentation without cold control. Extraction to underground vat by gravity where a spontaneous malolactic fermentation develops. Ageing: 4 months in concrete + 1 year in bottle ALCOHOL 13º, acidez 4.59, azucar 1.4 / more information: Damián Cánepa Gasparoli bierzowines@gmail.com
Xardin de Xampedro aus der Region Bierzo vom Weingut Vinedos Sampedro Y Alonso S.L. (www.sampedroyalonso.com) – ein recht kühler Wein mit 14,5% Alkoholgehalt, viel Tannin und doch vielfältig in Bezug auf das Wineparing. Pasta und Pilze gehen gut und das schmeckt doch perfekt im Herbst.
Tilenus la Florida vom Weingut Bodegas Estefania, S.L. ist ein klassischer Spanier und wächst auch in der Region Bierzo.
Beim Malcaracter vom gleichnamigen Weingut ist auch wieder eine Frau für den Wein zuständig. Mir gefällt das, vielleicht, weil ich insgeheim auch gerne Wein machen würde und naja, die Zeiten sind einfach vorbei, als nur Männer die Weingüter führten.
Das Weingut hat inzwischen den Anbau auch auf Bio umgestellt. Die Klimaveränderung macht das Weinmachen nicht einfacher und dazu dann noch Bio – das beeindruckt mich. Was ich in der Präsentation von David Schwarzwälder dazu gelernt habe ist folgendermaßen: Während es in Deutschland extrem heiße Sommer gab, ist es in Nordspanien häufig regnerisch kühl gewesen und so sind die Weine besonders geworden, denn die Trauben konnten lange reifen. Schon interessant, wie der Klimawandel im Wein seine Spuren hinterlässt: Der 2018er ist jedenfalls ein recht kühler Jahrgang geworden.
Auf dem Territorium des Rioja wächst der folgende Wein, der trotzdem zu Kastillien, genauer Rueda, einem Weinbaugebiet zwischen den Rotweingebieten Ribera del Duero und Toro. Ein Tempranillo aus 2014, ein Selektionswein, trocken mit sprödem Tannin: Hacienca el Ternero Seleccion. So ein Kräftiger passt gut zu Deftigem, kräftigen Soßen und so. Genau das, was jetzt bei Vielen auf den Tisch kommt.
Doch tatsächlich ist mein absolutes Highlight bei der Verkostung ein Weißwein. Ja, die Region kann auch weiß und zwar exzellent:
Pardevalles Albarin Blanco vom Weingut Vinedos y Bodega Pardevalles. Ein unglaublich frischer, zitroniger Wein aus Albarin Trauben, dazu sehr trocken mit nur 0,4 g/l Restsüße. Perfekt! Erhältlich in Deutschland bei Bodegas Rioja . Tatsächlich haben bei mir über zwanzig Jahre Riesling seine Spuren hinterlassen und mich begeistert man inzwischen doch eher mit einem Weißen. Nicht immer, aber immer öfter…
Santé oder Salud – wie man in Spanien sagt.