Für die Schotten ist der Pub das zweite Wohnzimmer und wenn man Hunger hat, bestellt man sich dort auch mal Fish and Chips – oder auch etwas Anderes. Während meines Aufenthalts habe ich mich mal durch die Gastronomie probiert.
Das Hotel auf dem Foto oben ist das Luxushotel Balmoral. Ein großartiges Fünfsterne-Hotel der RoccoForte-Gruppe. Es liegt mitten in der Stadt und klar, an diesem Haus kommt man nicht vorbei, deshalb bin ich zur Teatime auch mal rein, doch mir war es mehr nach dem Urtümlichen, dem Regionalen, also dort, wo sich das Volk tummelt. Deshalb zog es mich in Edinburgh eher in die Pubs um die Ecke. Dort ist’s dann gemütlich wie in der Wohnküche bei Oma, und das Drumherum auch eher vielleicht altmodisch und gediegen. Aber in den Pubs hat das schon wieder Stil und ist auf jeden Fall gemütlich – passend zu den frostigen Temperaturen. Wichtig auch: Ein langer Tresen mit einer großen Auswahl an Gin, Whiskey und Bier. Manche Pubs bieten auch Live-Musik an und zunächst war ich mir unsicher, ob ich das so klasse finde. Doch meistens waren die Konzerte grandios und zudem kostenlos und auch wenn es laut war – eine gelungene Abwechslung am Abend! Reden wir einfach überbewertet, denn Musik lässt den Alltag vergessen und passt irgendwie auch besser zum alkoholischen Getränkeangebot in den Pubs. Hat man zwischendurch Hunger, gibt es Fish & Chips. Immer, und auch immer zu einem akzeptablen Preis. Mein Lieblingspub nach ein paar Tagen in Edinburgh ist der folgende:
The Barony – Pub im New Town von Edinburgh
Hier trifft sich jung und alt, mit Hund, Kind oder ohne – kurzum, alle Bewohner aus der Umgebung und auch Besucher und die bunte Mischung machts. Geöffnet von morgens bis spätabends und der Service immer freundlich und hilfsbereit. Die Küche ist bodenständig und gut und es gibt vom Nachmittagstee bis zum Absacker in der Nachts einfach alles, was man kulinarisch vielleicht brauchen könnte.
Stockbridge
Jeder Stadtteil hat ein paar schöne Pubs. Die einen sind klein und wirklich wie ein Wohnzimmer, dass die Gespräche stoppen, wenn ein neuer Gast reinkommt und man zunächst gemustert wird. Dann gibt es noch die Pubs, die eher wie eine Bar wirken oder eine kleine Kneipe von nebenan. Da fällt mir in Stockbridge, einem wirklich sehenswerten Stadtteil, die St Bernard’s Bar ein, die sich in der Hauptstraße befindet: Vielleicht 10 Sitzplätze an der Bar, that’s it und dabei so sympathisch und sehr kuschelig! Stockbrigde ist eine Mischung aus dörflich und hip. Der Ort am Ufer des Water of Leith wird von eleganten georgianischen und viktorianischen Reihenhäusern bestimmt und neben schicken Feinkostläden, Fachgeschäften und Secondhandlungen ist dann auch der Eingang zum großen Botanische Garten. Etwas weiter die Hauptstraße entlang kommt dann das Restaurant The Scran & Scallie – total überbewertet!
Meistens isst man total lecker!
Doch es gibt die berühmten Ausnahmen, wo man sieht, dass viele Bewertungen nicht immer Gutes verheißen. Schon von zuhause aus hatte ich in dem Ableger des Sterne-Restaurants Kitchin, dem hochgelobten Restaurant Scran & Scallie eine Reservierung getätigt, denn, klar, die Location wollte ich unbedingt besuchen! Auf Tripadvisor und in der Presse hochgelobt, in einem alten Ladenlokal im Stadtteil Stockbrigde. Von außen wirkte es urgemütlich und ich freute mich auf den Abend. Nach einem Bummel durch Stockbridge war es dann auch irgendwann so weit und endlich Zeit für den Tisch. Man bot mir den Platz neben der Kinderspielecke mit Blick zur Toilette an (oh ja, ich liebe Kinder, nicht aber beim Candle Light Dinner abends um halb zehn). Trotz der späten Uhrzeit und der wochenlang vorher getätigten Reservierung ließ sich da nichts machen. Das schummrige Licht und die Aussicht auf einen gemütlichen Abend verzauberten mich und so ignorierte ich die ersten Anzeichen, dass dieser Laden sein Geld nicht wert sein würden. Wir bestellten und freuten uns, auch wenn die Preise und nochmehr die Weinpreise einem die Tränen in die Augen trieben. Wenn man aus dem Weingebiet kommt und dann für ein 0,1 Gläschen lauwarmem Wein mit mäßiger Qualität rund 8 Euro aufgeschlagen werden, ist das schon hart
Zum einen bestellten wir die berühmten Klassiker, also Haggies und Ragout, doch zum anderen auch Leichtes: Risotto mit Krabben und Fisch zum Hauptgang.
Meine Zähne auf dem Prüfstand
Zum Glück habe ich gute Zähne – die Krabbenschale im Risotto hätte mir sonst auch das Gebiss und nicht nur den Abend ruiniert! Der Service fand das voll witzig und machte auch keine Anstalten, den Teller auszutauschen. Man wolle Küche instruieren, in Zukunft etwas sorgfältiger zu sein, meinte die Bedienung. Oh ja, das ist bestimmt keine schlechte Idee, denn nicht alle Gäste sind so lammfromm wie ich. Im Nachhinein betrachtet, wäre das passende Gelegenheit gewesen, den Laden zu verlassen.
Ansonsten bietet das Restaurant gute Regionalküche, kein Thema. Trotzdem, der Service enttäuschte komplett: Die Beilagen kamen falsch. Doch wer meckert schon über zusätzlichen Rosenkohl zum Salat? Der war allerdings so bissfest, dass mir die Kugeln wie Tischtennisbälle über den Tisch purzelten. Der Service fand das auch wieder sehr lustig und erklärte mir, das sei gewollt und man nenne dies „al dente“. Haha, mit den Zähnen hatten wir’s doch schonmal – das finde ich nun wieder lustig.
Das „Christmas Menü“ bestand aus Vorspeise, Hauptgang und nach einer Stunde Wartezeit kam dann auch noch ein Dessert. Das war so mächtig, dass wir am Ende nur noch schnell an die frische Luft wollten. Tja, wenn das so einfach gewesen wäre! Die Zeche prellen möchte man ja auch nicht. Der Service ignoriert uns leider komplett, denn es war zu später Uhrzeit wichtiger, die Tische für den nächsten Tag einzudecken. Das Restaurant war gegen 23 Uhr schon sehr leer und der Service war gefühlt im Feierabend. Wir waren irgendwie vergessen worden: Zunächst beim Nachttisch, dann auch noch bei der Rechnung.
Schade, dass der Alkohol zu teuer war, um sich den Abend vielleicht „schön“ zu trinken. So aber bleibt ein richtig schlechter Nachgeschmack. Meine Empfehlung daher: Einfach nicht hingehen, denn wirklich gute Pubs gibt es zu Genüge im schönen Edinburgh. Manchmal sollte man sich von großen Namen nicht täuschen lassen.
Ansonsten kann ich Stockbridge sehr empfehlen. Weitere Tipps siehe hier.