Armchair-Travelling nennt es meine amerikanische Tante, wenn wir uns vom Sofa aus mit Reiseberichten inspirieren lassen. Mehr geht ja derzeit wegen Corona nicht und deshalb schwelge ich also in Erinnerung und esse dazu ein paar griechische Oliven und trinke kretischen Bergtee und später ein Glas Wein.
Anfang des Jahres fand eine Genuss-Reise nach Kreta statt. Das Motto der mit EU-Mitteln finanzierten Reise lautete „The European Food Masters – Taste the Authentic“ und zusammen mit der griechischen Generalkonsulin Maria Papakonstaninou, Stavros Tzedakis und Frida Georgiou und einigen Bloggern, Feinkosthändlern und Journalisten bereisten wir die wunderschöne griechische Insel und besuchten Produzenten. Zum Glück bin ich mit einigen kulinarischen Souvenirs zurück gekehrt, denn die helfen mir jetzt über die schwere Zeit der Reisesperre.
Natur pur und 38 Millionen Olivenbäume
Während unserer Tour probierten wir uns durch die kulinarischen Highlights der Insel. Kreta ist Garten Eden – wenn ich das mal so sagen darf. Tatsächlich wachsen auf der kleinen Insel viele duftende Wildkräuter, die es auch nur dort gibt. Außerdem Olivenbäume, es dürften rund 38 Millionen sein. Was macht man daraus? Exzellentes Olivenöl. Seit neuem muss mein italienisches Olivenöl zuhause in der Küche die Konkurrenz des wunderbaren kretischen Öls fürchten. Zumal ich bei dem persönlichen Besuch der Olivenöl-Mühlen so herzlich empfangen wurde und mich schon fast zu Familie dazugehörig fühlte. Das verbindet!
Wunderbares Olivenöl
Olivenöl der Kategorie »Extra virgin olive oil« probierte ich bei der Genossenschaft in Emparos in den kretischen Bergen nahe Heraklion. Leider gibt es keinen Onlineshop, aber wenn Du einmal dieses Zeichen siehst, probiere!
Wir besuchten auch die Brüder Kidonakis, denn sie erzeugen und vermarkten mit ihrem Familienunternehmen AFOI KYDONAKI O.E. bereits seit 1983 erfolgreich Olivenöl bzw. »flüssiges Gold«. Ebenso schauten wir bei der Familie Xilouris vorbei, die Olivenöl von anderen Ölmühlen vertreiben. Schon erstaunlich, wie viele griechische Olivenöl-Produzenten es gibt und nun wundere ich mich nicht mehr darüber, dass auch Italien in Griechenland Öl einkauft.
Wunderbarer kretischer Wein
Bei der Tour durch das Zentrum der Insel geht es hoch in die Berge und im Februar lag auf den Gipfeln der Berge noch Schnee. Ein Traum! Die Fahrt ging vorbei an vielen Weinbergen und als Weinliebhaber aus der Region Rheingau interessieren mich Reben auf der ganzen Welt. Kretischer Wein? Tatsächlich hatte ich noch nie davon gehört. Doch auf der Messe „Wines of Crete“ präsentierten sich die 33 Winzer der Insel und ich war begeistert. Trockene Weißweine und vollmundige Rotweine, dazu Bioweine und beste Qualität, dazu preislich absolut im Mittelfeld. Darüber werde ich noch einen extra Beitrag schreiben, denn die Winzer haben es echt verdient, mehr gesehen zu werden.
Honey, honey, honey
Noch etwas Feines wird in den Bergen von Kreta produziert und gilt als wirkliche Delikatesse, nämlich Honig. In diesen wunderbaren, einsamen Bergregionen wachsen viele Wildpflanzen und so schmeckt der Honig auch gleich viel würziger und intensiver. Wir besuchten den größten Imker der Insel, nämlich Kostas Fragiadakis, und es duftete nach Thymian, Dost, Fichte und Salbei.
Bei jedem unserer Aufenthalte erwartete uns ein kleiner Imbiss serviert: Griechische »Philoxenía« und auch Schnittchen, die auf den ersten Blick aussehen wir italienische Bruschetta – das sind Dakos: Hartes Brot, genauer, Gerstenzwieback mit Name Paximadi. Meist wird es mit frischer Tomate und zerkrümeltem Myzithra Käse serviert. Etwas kauintensiv, aber sehr lecker!
Apropos kretischer Käse. In Kreta gibt es ganz viele Ziegen und Lämmer und klar, dass auch viel Käse produziert wird. Wir besuchten das Unternehmen »AA Xilourisaa«, das traditionelle, griechische Käsesorten produziert: Anthotyros, Graviera, Myzithra, Kefalotyri.
Chef Michàlis Zilouris und sein Team zeigten uns mit großem Stolz die Produktionsstätte und im Anschluss waren wir noch zum großartigen Grillfest eingeladen.
Raki? Zuerst mal einen Frappé
Womit wir beim Thema Gastfreundschaft wären. Als erstes habe ich gelernt, dass immer Zeit für ein Kaffee ist. Nein, kein Espresso oder Cappuccino, sondern Frappé. Sogar beim Besuch einer Gärtnerei irgendwo in der Pampa wurde eine Ladung Kaffee kurzerhand per Lieferservice bestellt. So macht man das dort. Schon wenige Minuten später kam ein knatterndes Mofa vom nächsten Ort und wir saßen glücklich unter einem riesigen Ficus Benjamini in der Sonne und genossen den kühlenden Eiskaffee, ohne den in Griechenland gar nichts geht. Das bestätigte mir auch Daniel und Laura vom Blog „Du bist Grieche“: Für Kaffee hat der Grieche immer ein paar Groschen übrig – egal, wie knapp das Budget ist. Jedes noch so kleine Dorf verfügt über mindestens 3 Cafés und die liefern eben auch.
Sowieso, wir Gäste wurden an allen Stationen mit sehr viel Herzlichkeit empfangen und es stand immer ein Teller mit kleinen Köstlichkeiten bereit. Meist gab es Kaffee und natürlich immer einen Raki. Egal wieviel Arbeit am Tag noch zu tun ist – für Besuch hat man auf Kreta immer Zeit.
Bei unserer letzten Station, bei der Familie Zilouris (siehe oben) feierten wir alle zusammen ein grandioses Grillfest: Zum gegrillten Fleisch gab es viele, viele Beilagen, gefüllte Teigtaschen und unzählige Köstlichkeiten. Vom Seniorchef der Käserei ließ ich mir dann noch den hauseigenen Gemüsegarten zeigen, denn es wachsen in Kreta tatsächlich andere Sorten als in Deutschland. Und während in Deutschland im Februar noch Frost das Wetter bestimmt, erntet man auf Kreta schon die ersten Rote Beete und anderes frisches Gemüse. Mit der Bloggerin Claudia durfte ich gleich mal in die Beete. Sie und Jürgen haben in Ihrem Blog ebenfalls einen Beitrag veröffentlicht, schau hier: „Gernekochen – Mit Wein genießen“ . Ach, was ein fruchtbare Insel! Die kretischen Kräuter sind übrigens weltberühmt, es gibt unzählige autochthone Kräuter dort.
Eines ist sicher: Ich werde wiederkommen und zwar für einen längeren Aufenthalt und dann von Winzer zu Winzer wandern und die wunderbare Natur genießen. Jassas!
Weitere Teilnehmer waren u.a. der Feinkost-Händler aus Giessen Cholomon – Berg der Feinkost, die Blogger von Du bist Grieche, Ina Isst und LECKER&Co und auch Claudia und Jürgen vom Blog Gernekochen – Mit Wein genießen und auch der Feinkosthändler Inpetto aus Düsseldorf
Es gibt übrigens auch ein Video zur Reise von den Bloggern „Du bist Grieche“ und das kannst Du hier anschauen.
Wir haben nicht nur kulinarisch die Insel entdeckt, sondern auch die Ausstellung über minoische Kultur im Museum Heraklion besichtigt und die filigranen Gegenstände haben mich ganz bezaubert. Wirklich sehenswert, denn es zeigt, dass unsere Vorfahren auch schon wussten, wie man sich das Leben schön macht.
Nicht nur im Hochsommer, auch im Frühling und im Herbst bietet die Insel Kreta ganz viel Erholungswert und wunderbare Eindrücke und eben auch Kultur. Mich wird es beim nächsten Mal in die Bergen und die Stille der Natur ziehen. Schau, was ein wunderschönes Berg-Panorama: