In Hofheim am Taunus, einem beschaulichen Ort zwischen Frankfurt und Wiesbaden, gibt es ein sardisches Restaurant, das ich nun nicht mehr missen möchte. Kürzlich war ich mit einer Freundin dort und bei einem ausgewählten Degustationsmenü haben wir das Jahr Revue passieren lassen. Nun will ich bald wieder hin…
Zu Gast in Italien, so kann man den Abend zusammenfassen. Wir haben uns mit 5 Gängen bester italienischer Küche verwöhnen lassen – Artischoke, Agnolotti, Fromaggi und dazu Wild. Fein, feiner, Neuseelandhirsch – das feine Fleisch ist mir schon öfters in der gehobenen Gastronomie serviert worden (siehe hier) und ich bin immer begeistert. Aber von Anfang an…
L’Opera heißt das kleine, gemütliche Restaurant in der Altstadt und ich freue mich schon auf den Sommer, denn man kann auch draußen in einem lauschigen Innenhof sitzen. Das erinnert mich an eines der besten sardischen Restaurants in Sassari, wo wir schon oft waren. Bei der Inneneinrichtung wurden warme Rottöne und Holz gewählt und egal ob man allein, zu zweit oder als Gruppe zu Gast ist, jede Ecke ist unheimlich gemütlich. Die große Tafel über dem roten Ledersofa am Ende des Raumes informiert über Tastings und andere Spezialitäten. Weil es ein besonderer Abend war, haben wir uns für das Menü entschieden, das speziell für die Weihnachtswoche kreiiert worden war:
Amouse Bouche
Il Cornicione
L’Agnolotto
Il Cervo
I Fromaggi
Dolce
Der Gruß aus der Küche ist sehr modern: Ein Smootie aus Feldsalat. Die leichte Bitternote freut mich und vermischt mit einer Paste aus Speck und Hummus schmeckt es irgendwie heimisch. Bei der Vorspeise trifft der italienische Pizzateig ganz auf Kürbis und eine feine Jacobsmuschel und man fühlt sich ganz leicht, vielleicht am Strand am Meer. Als passender Weißwein ein Sardischer aus der Ecke rundum Cagliari.
Die Agnolotti mit Wildfüllung werden mit einer Räucher-Consommé aufgegossen. Köstlich und herbstlich-winterlich. Natürlich sind sie selbstgemacht und ich könnte direkt einen Nachschlag bestellen, doch ich bin mir sicher, es kommt noch mehr Gutes.
Nämlich ein feines Stück Rücken vom Neuseelandhirsch mit Kräuterkruste. Dazu eine Artischoke – wow – die mich total begeisterte: Gegrillte Artischoke ist einfach unheimlich aromatisch. In der Küche ließ ich mich auch direkt in die Geheimnisse der Zubereitung einführen, denn das koche ich demnächst nach. Naja, ich versuche es. Dazu trinken wir einen dunklen sardischen Rotwein, der perfekt zum Fleisch passt: Cannonau die Sardegna.
Die Variationen von italienischem Käse sind klassisch, dazu etwas Mandarinen- und Feigensenf, hmmmm. Traumhaft mit einem Dessertwein, Vino Passito, kombiniert.
Zum Schluss wird ein ein leichtes, duftiges Dolce gereicht, das nicht allzu süß daher kommt: Bigné di Sorrento. Genau, mit Zitronen aus Sorrento. Das sind die besten Zitronen der Welt! Dazu ein bisschen weißer Trüffel aus Alba – man gönnt sich ja sonst nicht. Als Digestif oder auch dazu einen Grappa mit Schokolade aus Südamerika. Mei, das schmeckt vorzüglich. Jetzt noch Café und ich bin wunschlos glücklich.
Italienische Küchenkünste
Eine Überraschung war für mich, dass ich den Sous Chef, Benedetto Russo, bereits kannte. Er war zuletzt beim Restaurant Carmelo Greco in Frankfurt, das bei Geschäftsfreunden auch sehr beliebt ist. So trifft man sich also in Hofheim wieder und ich bin mir sicher, der junge Nachwuchskoch wird noch viel bewegen. Soviel Begeisterung und Neugier auf neue Produkte und exzellente Zubereitungen machen mich glücklich. Dazu das tolle Team – einfach rundum köstlich. Kurzum, mein Tipp für die gehobene italienische Küche ist derzeit Hofheim. Dort kann man die Wartezeit bis zum nächsten Italien-Tripp verkürzen. Preislich eher in der Oberklasse, deshalb ruhig mal den Mittagstisch austesten und dann einfach die besonderen Abende dort verbringen.
Hier die Adresse: Ristorante L’Opera, Langgasse 3 (Kramer Passage), 65719 Hofheim am Taunus, Tel.: 06192 . 5580 (Website)
Warum Wild vom anderen Ende der Welt?
Für Neuseelandhirsch gibt es viele Gründe und ich vertraue auf die Gastronomie, denn die wissen, was gut ist: Aufzucht auf großzügigen Weiden, konstant hohe Qualität und charakteristisch feiner Geschmack – das sind nur einige Punkte, die für neuseeländisches Hirschfleisch sprechen. Die Tiere wachsen meist auf der grünen, dem Alpenland ähnelnden Südinsel Neuseelands auf. Sie ernähren sich von Gräsern und Blättern und trinken reines Wasser. Zusatz-oder Aufbaunahrung sind für neuseeländische Hirschfarmer tabu. Die Tatsache, dass die Tiere nicht gejagt und männliche Exemplare in der testosteronreichen Brunftzeit – die in Deutschland übrigens als Jagdzeit gilt – in Ruhe gelassen werden, garantiert milde, konstant hohe Fleischqualität. Seine charakteristische Zartheit erhält das Fleisch nicht nur durch die außerordentlich gute Pflege der Hirschfarmer, sondern auch, weil Tiere im Alter zwischen 12 und 18 Monaten verarbeitet werden.
Meine Begleitung ist viel auf Reisen und bestätigte, dass in Neuseeland die Tiere wirklich frei leben und zudem überhand nehmen, weil die Hirsche dort keine natürlichen Feinde haben. Ursprünglich zum Jagdvergnügen britischer Einwanderer eingeführt, entwickelte sich das Rotwild in den 1970er Jahren zum gefragten Exportgut für Europa, Asien und die USA; heute kommen in Neuseeland auf gut vier Millionen Einwohner fast eine Million Hirsche. Ups?!
Hohe Standarts, niedriger CO² Fußabdruck
Die neuseeländische Hirschfleischindustrie arbeitet nach höchsten Hygienevorschriften und, obwohl auf der anderen Seite der Erde gelegen, streng nach EU-Norm. Jede Stufe des Produktionsprozesses von der Farm bis zum Transport unterliegt strikten Kontrollen, und der Inselstaat im Südpazifik blieb von Tierseuchen wie BSE oder Maul-und Klauenseuche bisher vollkommen verschont. Auch der Transport in die Importländer erfolgt nach ökologischen Prinzipien: Küchenfertig in Zuschnitte wie Filet, Roastbeef, Ober-und Unterschale, Hüfte oder Nuss zerteilt, vakuumverpackt und gekühlt oder schockgefrostet wird das Fleisch CO²-arm per Schiff exportiert. Weitere Informationen: www.neuseelandhirsch.de